BIS DER SOMMER KOMMT

 

grün ist die hoffnung, gelb der neid

und lila der letzte versuch

- jetzt geht das wieder alles von vorne los

 

unser leichtsinn blüht so bunt und schmutzig

wie unsere fantasie

- wir pflücken einen schönen strauß neurosen

 

und aufgeregt wie beim ersten Mal stolpern wir wieder blind

in den vierten frühling

tun ahnungslos und halten durch, haben wir uns vorgenommen

unbesonnen – bis der sommer kommt

 

der humor so schwarz wie die schläfen weiß

und grau ist alle theorie

- wir wollen es jetzt noch einmal wissen

 

denn man weiß erst wirklich was man tut

wenn man es immer wieder probiert

- wir haben uns ins thema und in uns verbissen

 

wir wissen was uns blüht, erst rosen dann veilchen

dann mimosen und vergissmeinnicht

wir wachsen daran und über uns hinaus, nur um zu beweisen

dieses unkraut vergeht noch lange nicht

 

zumindest nicht

bis der Sommer kommt

und auch wir dann irgendwann…

 

 

 

AUFHÖREN FÜR ANFÄNGER

 

der sommer hat die stadt schon verlassen

 

und deine stimmung gleich mitgenommen

 

die erinnerungen fangen schon an zu verblassen

 

wie die pflanzen auf deinem balkon

 

 

und die alten zeitungen im blumenkasten

 

die klappstühle und die lampions

 

und die gemischten gefühle

 

in den farben der letzten saison

 

herzlich willkommen zum aufhören für anfänger

 

wir fangen ganz langsam an: aufhören für anfänger

 

 

nicht nur der mut hat dich dann verlassen

 

direkt vor dem bootsverleih

 

und mit nur einem ruder auf dem wasser

 

dreht man sich meist nur im kreis

 

 

wenn du daran fest hälst loszulassen

 

wird es vielleicht viel leichter sein

 

wieder am ufer festzumachen

 

im warmen lichterkettenschein

 

das kleine einmaleins beim aufhören für anfänger

 

du kommst nicht dran vorbei – aufhören für anfänger

 

 

und mit den kleinen schlechten angewohnheiten

 

und den großen nagenden sorgen

 

solltest du es wie bei der mülltrennung halten

 

und auch nicht alles auf einmal entsorgen

 

das sind die lektionen vom aufhören für anfänger

 

ganz langsam dran gewöhnen: aufhören für anfänger

 

 

 

 

DIE NACKTE WAHRHEIT UND DU

 

du weißt auch nicht mehr, was mit dir los war

 

aber du wolltest es ja unbedingt wissen

 

das volle programm, bis auf die knochen entblößt

 

in verwaschener frottee- unterwäsche

 

 

 

so stehst du ihr jetzt gegenüber

 

du hast es ja nicht anders gewollt

 

ohne handtuch im wechselbad der gefühle

 

ist es zu spät, um noch was zu bereuen

 

 

 

so nackt und rückhaltlos offen

 

ungeschminkt und ohne socken

 

hast du langsam doch kalte füße gekriegt

 

und so direkt ausgesprochen

 

und beim wort genommen

 

ist auch nicht immer alles unbedingt schön

 

- die nackte wahrheit und du solltet lieber was überziehen

 

bevor ihr noch einen schnupfen kriegt…

 

 

 

nur mal vorfühlen hat dir nicht gereicht

 

du wolltest ihr auch tief ins auge blicken

 

und hast es so darauf angelegt

 

wirklich alles heraus zu kitzeln

 

 

 

aber jetzt bist du dir nicht mehr so sicher

 

ob du die volle dosis verträgst

 

und ob deine version der geschichte

 

wirklich tageslicht-tauglich ist

 

 

 

 

 

MEIN MITBEWOHNER

 

mein mitbewohner ist immer schon da

 

wenn ich zu mir komm

 

er sitzt nur so da ohne jeden kommentar

 

wir sehen uns nur leise an

 

als stiller beobachter auf dem sofa

 

hat er das große ganze im blick

 

und wie bei felix und oskar bleibt immer unklar

 

wer dann den müll runterbringt

 

und was hier so zum himmel stinkt

 

und wer von uns beiden in der dusche

 

immer so falsch singt…

 

mein mitbewohner wird immer komischer

 

und breitet sich langsam aus

 

wie in der küche der notstand, der schimmel im brotschrank

 

und wer füllt den kühlschrank auf?

 

überall seine poster, cobain und guevara

 

hat er mit nach haus gebracht

 

und mit „Girlfriend in a Coma“ ist immer schon klar

 

wer dann den ganzen abwasch macht…

 

und wer wieder mal die nacht zum tag

 

und wer bringt zuerst wen um

 

verstand und schlaf?

 

 

mein mitbewohner ist immer schon da

 

wenn ich im bad in den spiegel seh

 

vielleicht etwas unscharf, aber scheinbar unteilbar

 

wenn ich neben mir steh…

 

 

 

 

KIPPEN

 

irgendwas braut sich zusammen

 

am samstag hinter dir im supermarkt

 

leichte unruhen in der schlange

 

am defekten pfandautomaten

 

es scheint die ganze wochenendplanung

 

ist hier für einige in gefahr - zu kippen…

 

 

 

am fenster direkt gegenüber

 

übt ein pärchen sich im rauch vereint

 

zwei funken im dunkeln und darüber

 

der mond, der unbeeindruckt scheint

 

er spielt umsonst den verführer,

 

denn das einzige, was sie noch teilen… - sind die kippen

 

 

 

der film bleibt stehen und brennt sich fest

 

in diesen augenblicken

 

ein kurzes flimmern, - ein blasser schimmer

 

und das bild – beginnt zu kippen

 

 

 

irgendwo vor der nachtapotheke

 

steht ein trafokasten und dient als tisch

 

und die plakatwand als tapete

 

und das schaufenster daneben spendet licht

 

und wenn man sich richtig festhält an diesem tresen

 

dann kann man wirklich nicht – so einfach kippen

 

 

 

 

DREIEINHALB MINUTEN

 

nur noch diesen letzten tanz

 

die platte fängt zu kratzen an

 

und irgendwann gehen selbst die bunten lichter aus

 

 

hier auf dem hinterhof

 

und die anderen sind schon vor

 

nur wir beide wollen noch nicht nach haus…

 

 

 denn dreieinhalb minuten können die welt bedeuten

 

und für die länge eines lieds

 

den moment anhalten, das hier muss uns reichen

 

diese dreieinhalb minuten, sind das einzige was zählt

 

 

das haben wir jetzt davon

 

nur wir und dieser song

 

ganz unter uns, während wir uns um uns selber drehen

 

 

so wie die welt um uns

 

plötzlich zusammenschrumpft

 

und näher kommt und uns auf den zehen steht…

 

 

denn dreieinhalb minuten können die welt bedeuten

 

und für die länge eines lieds

 

uns dabei helfen, uns zu zeigen

 

dass es da draußen noch tausende wie uns gibt

 

- in Iserlohn, in Istanbul und Tel Aviv

 

in Pirmasens, in Port au Prince und in Paris

 

sogar in Bonn, in Bielefeld und in Benin

 

auch in New York, in Novi Sad und Neuruppin…

 

 

 

 

 

UNTEN AM FLUSS

 

die pärchen am ufer füttern die enten

 

wo die pfandsammler nebenan die müllkörbe scannen

 

und besorgte mütter sandkisten durchkämmen

 

- es scheint frühling zu werden

 

unten am fluss - nur nicht für uns…

 

 

und die alten auf der bank vertrinken die renten

 

und schimpfen dabei auf die austauschstudenten

 

die noch mal die bratwurst auf dem grillrost wenden

 

- der winter will enden

 

unten am fluss – nur nicht für uns…

 

 

und so wie die stützeempfänger, die den ganzen tag angeln

 

und statt fischen wieder nur fahrräder fangen

 

auf denen man dann nicht mal wegfahren kann

 

- fängt alles von vorn an

 

unten am fluss, wo wir uns

 

jedes mal wenn wir uns sehen

 

so wie treibgut umeinander drehen

 

nur um unseren spiegelbildern dabei zuzusehen,

 

wie sie sich verwirren,

 

um dann wie öllachen ineinander zu fließen

 

und kleben zu bleiben scheinen an unseren füßen

 

es scheint was in der luft zu liegen

 

- und bevor wir uns aus dem blick verlieren…

 

ich bin unten am fluss

 

nur falls du mich suchst….

 

 

 

 

 

IN VOLLEN ZÜGEN

 

wir sind jetzt alle zusammen hier drin

 

und müssen alle zusammen da durch

 

während der knisternde lautsprecher durchhalteparolen in schlechtem englisch ruft…

 

 und sich müde gesichter unter blassen lichtern

 

so wie die eindrücke aufdrängen

 

und in spiegelnden scheiben ihre mühe haben

 

sich selbst wieder zu erkennen…

 

 

und wir sind ja alle für liebe und frieden

 

aber unter umständen wie diesen

 

ist es eher schwierig, sich wirklich zu mögen – in vollen zügen

 

- und wir mittendrin…

 

 

und auch die landschaft , die jetzt draußen vorm fenster vorbeizieht

 

ergibt irgendwie keinen sinn

 

doppelhaushälften und hochspannungsleitungen

 

und windräder – stehen still

 

 

über industriebrachen wie filmfassaden

 

die ungewollte einblicke bieten

 

waschbetonplatten und kleingartenrasen

 

wie westernkulissen von hinten….

 

 

und mit fremden menschen auf unseren füßen

 

ist es eher schwer, die aussicht zu genießen

 

oder atem zu holen und luft zu kriegen – in vollen zügen

 

und wir mittendrin…

 

 

andererseits kann es auch vorteile haben

 

wenn man anstehen muss vor dem WC

 

plötzlich macht es klick und auf den ersten blick

 

ist man ein bisschen verliebt…

 

wir könnten fast das perfekte paar abgeben

 

irgendwo in einem anderen leben

 

aber hier fällt es eher schwer sich ganz hinzugeben – in vollen zügen

 

und wir mittendrin…

 

 

 

 

HÖLLE MIT HALBPENSION

 

du warst nicht nach dir auf der suche

 

du wolltest einfach nur mal von hier fort

 

und findest dich jetzt plötzlich wieder

 

zur falschen zeit am falschen ort

 

 

mit 50 rentnern in einem bus

 

und „20 Nackte Frisösen“

 

allein unter pärchen auf hochzeitsmessen

 

und erotikbörsen

 

die welt war wieder mal schneller

 

und hat dich eingeholt

 

hölle hölle hölle

 

mit halbpension

 

 

du wolltest dich nicht gehen lassen

 

du wolltest einfach nur mal aus dir raus

 

und bist dabei zu weit gegangen

 

und findest jetzt nicht mehr nach haus

 

 

eine pille, drei tage wach

 

montagmorgen halb zehn

 

allein unter menschen, die wie krokotaschen

 

und geplatzte bratwürste aussehen…

 

 

der alltag schickt dir ansichtskarten

 

an deine lieblingsillusion

 

hölle hölle hölle

 

mit halbpension

 

du wolltest gar kein geld zurück

 

du kamst nur, um dich zu beschweren

 

erst ist man falsch verbunden

 

und bekommt dann unverbindliches zu hören…

 

und hängt weiter in der warteschleife am servicetelefon

 

im ganz privaten kochtopf der telekommunikation

 

hölle hölle hölle

 

mit halbpension

 

 

 

WENN MAN MERKT DASS NOCH WAS WEH TUT

 

ich bin noch neu in diesem körper

 

das ist mein erstes leben hier

 

noch etwas scheu und täglich verwirrter

 

fällt es mir schwer, es leicht zu nehmen

 

 

den hunger satt, des schlafens müde

 

krieg ich vom kopf ein bein gestellt

 

stolper in den tag und geb mir mühe

 

dass er immer auf die füße fällt

 

 

er und ich sind jetzt per du

 

wir verstehen uns langsam blind

 

und wenn man merkt, dass noch was weh tut

 

zeigt dass nur, dass wir noch am leben sind

 

 

und auch mein bauch will mir was sagen

 

ich würde gerne auf ihn hören

 

aber alles schlägt mir auf den magen

 

oder liegt mir in den ohren

 

 

die schwerkraft sitzt am längeren hebel

 

und bewegt sich dauernd mit mir fort

 

ich brech erst ein und dann die regeln

 

und versuchs sogar mit sport

 

 

ich werd ihr zeigen wo es langgeht

 

sie schlägt zurück und ich lang hin

 

und auch wenn man es mir nicht ansieht

 

einfach immer weiter trainieren

 

wenn man merkt, dass noch was wehtut

 

- heißt das nur, dass wir noch am leben sind

 

 

im bad frag ich mich jeden morgen

 

wer ist wohl dieser fremde mann

 

der mich rasiert und für mich gurgelt

 

wie ich im spiegel sehen kann

 

 

ich seh ihm zu beim älterwerden

 

er lässt mich dabei außen vor

 

ich nehm mir vor, ihn mitzunehmen

 

als lebendes objekt für jugend forscht!

 

 

und wie ein guter alter schuh

 

haben wir uns an uns gewöhnt

 

nur weil man merkt dass noch was weh tut

 

bringt man den jetzt auch nicht mehr zurück…

 

 

 

 

WAS ES NOCH ZU SAGEN GÄBE

 

es wird nacht in der stadt

 

die lichter gehen an

 

und unser blick geht aus-

 

dem hinterhoffenster

 

zur wand gegenüber

 

direkt am nachbarhaus

 

 

streicht über leere

 

fensterläden

 

und malt sie sich selber aus

 

macht schattenspiele

 

zu kurzgeschichten

 

und alle katzen grau

 

 

und was es noch zu sagen gäbe

 

wäre einfach und ziemlich schlicht

 

wir hoffen trotzdem wir ergeben

 

- eine art von geschichte

 

 

es ist nacht in der stadt

 

die wird langsam wach

 

und legt ihr makeup auf

 

denn müde fassaden

 

sehen im kohlenfadenlicht

 

einfach besser aus

 

 

und wir gehen raus auf die strassen

 

und die strassenbahnen

 

spucken leute wie kaugummis aus

 

und unser blick klebt fest am

 

zum bordsteinrand

 

und sammelt alles was er findet auf

 

 

und was es noch zu sagen gäbe

 

wäre einfach und ziemlich schlicht

 

jeder hofft irgendwie sein leben

 

ergibt eine art von geschichte

 

 

noch ist nacht in der stadt

 

aber nicht mehr lang

 

die sonne geht bald wieder auf

 

die einen gehen dann

 

ins bett irgendwann

 

und die anderen stehen wieder auf

 

IN EINER STADT WIE DIESER

 

hamburg hatte immerhin hans albers

und nur new jersey hat den boss

selbst freiburg hat ein eigenes lied bekommen

und sogar delmenhorst

 

über erlangen gab's wissenswertes

und über bullerbü und babylon

was in berlin und wien gut oder verkehrt ist,

erfährt man aus vielen verschiedenen songs

 

aber in einer stadt wie dieser

fällt einem vieles nicht auf oder ein

und manches macht man sich dann lieber

selber,  zum beispiel einen eindruck oder einen reim

darauf...

 

denn man will diese stadt ja wirklich lieben,

aber sie macht es einem nicht gerade leicht

und wer will schon wirklich ein lied hören,

das darmstadt, schweinfurth oder braunschweig heißt... 

 

 


IMMER NOCH HIER

 

traurige lieder, alte geschichten und bestimmte Getränke

soll man lieber nicht mischen

- die Kopfschmerzen kommen immer erst hinterher

 

schlechtes gewissen und kopfschmerztabeltten

und hastig wieder gemachte betten

- helfen am nächsten morgen dann auch nicht mehr

 

und du bist immer noch hier.....

 

heiße schwüre und jugendgedichte

kalter kaffee und andere gerichte

- sollte man lieber nicht wieder aufwärmen

 

verlegenheit macht zwar liebe aber

katerfrühstück und katzenjammer

- sind dann wie immer vorprogrammiert

 

aber wir sind - immer noch hier...

 

und wir sehen den trägen gedanken hinterher

die in der luft hängen als ob das nichts wär

über kaffeetassen als aschenbecher

und plänen auf eis mit eierlikör

und du weisst ich hab dein pyjama t shirt....

 

-immer noch hier...

 

 

 

 

FRÜHER ODER SPÄTER

 

die großen pläne stehen leer

verstaubt und kalt

der letzte schrei ist hier schon längst verhallt

und bald sind alle züge abgefahren

 

banken sind jetzt burgerbars

schnellimbiss, es ist noch nicht ganz klar

was am ende schlimmer ist

der gleiche beschiss, nur mit überwachungskamera

 

und man verpasst nichts, wenn man jetzt spult

früher oder später wird dieser teil wiederholt

früher oder später ist kurz danach davor

 

die meiste wut ist jetzt verraucht

und abgeblasen

das schiff nicht eingelaufen in diesem hafen

und keine fahne zeigt, woher der wind weht

 

es sieht fast wie früher aus

nur ganz leicht überholt

die dinge nehmen ihren lauf ohne zwischenstation

auch wenn man selbst schon längst nur noch bahnhof versteht

 

und alles macht nichts, nimmt man sich vor

wenn man nur lang genug wartet ist kurz danach davor

früher oder später ist immer gerade irgendwo

früher oder später und immer noch die gleiche uhr...

 

 

 

BAHNHOFSBUCHHANDLUNGSBLUES

 

zwischen den zeilen, auf dem papier

der magazine, die wir studieren

um zu probieren die unruhe und die zeit zu vertreiben...

 

huschen die augen so hin und her

auf halbem wege, genau wie wir

zwischen gang 1-4 mit der aufschrift "Technik", "Erotik" "Sport" und "Glaube"

-wir wollten doch nur nach hause...

 

die gepäckteile ziehen wir hinter uns her

so wie die angst, sie zu verlieren

die dinge die uns beschweren, helfen uns, auf dem boden zu bleiben

 

und den blick zu behalten auf pläne und uhren

im tritt zu bleiben und in der spur

um nicht verloren zu gehen, zwischen den gleisen

- immer auf der Durchreise....

 

 

 

 

SOLANGE MAN NOCH STEHT


ich kann mich irren, aber ich könnte schwören

dieser raum hat getrunken

dauernd in bewegung tanzt er um mich herum

und will mit mir schunkeln

und die übermüdung will plötzlich verbrüderung

mit mir feiern

nur die stimme von innen und mein gleichgewichtssinn

tanzen aus der reihe…

  • nüchtern betrachtet, bleibt festzuhalten

  • dass sich alles umdreht

  • die weiche landung ist nur eine frage des standpunkts

  • man ist nicht k.o. sondern o.k.… - solange man noch steht

 

ich hab das gefühl, wenn der eindruck nicht trügt,

die welt will sich weigern

mir zu füßen zu liegen und als grund zu dienen

für mein schwanken im zweifel

sie hält einfach nicht still und alles was ich will

ist etwas festzuhalten

selbst der mond und sein licht werden langsam aufdringlich

und wollen mir was zeigen…

  • sich selbst erklären, ein ganzes leben

  • zwischen iPOD und Ich AG

  • wir nennen es quitt, und der ganze trick

  • ist einfach sich zu ergeben… solange man noch steht

 

sich leicht angeschlagen, auf den füßen halten

solange wie es geht

und in dieser lage ist die frage

nach wirkung und ursache ein luxusproblem- solang man noch steht

nicht k.o. sondern o.k.….- solange man noch steht

 

 

 

 

UNENTSCHIEDEN NACH VERLÄNGERUNG


zu jung - für die rente

und - die lebensversicherung

kommen wir um - dabei zu sein…

zu alt - fürs geschäft

zu spät am ball

und nicht schnell genug beim fallen - und beim verteilen… (nur nicht zu früh ausscheiden…)

wir sehen es sportlich

nehmen es nicht zu persönlich

untröstlich aber versöhnlich – nur nicht zu wichtig nehmen…

nur nicht entscheiden

zweikämpfe vermeiden

wir sehen beide seiten von zwei seiten… (nur nicht im abseits stehen)

(und jetzt sind wir wieder hier…)

  • wir sind so unentschieden - nach verlängerung (2x)

  • so wie warten auf elfmeterschießen und eine entscheidung…

 

verwirrt - umfassend informiert

falsch aufgestellt - übertrainiert

- stille reserve auf der bank

in formation - die hoffnung der nation

die goldene generation

- die niemand braucht…

 

chorus

 

und jetzt sind wir wieder hier

das spiel ist aus - das ende vom lied

heißt:

 

unentschieden nach verlängerung

warten auf elfmeterschießen

und eine entscheidung… (an der seitenlinie, immer auf dem sprung…)

 

 

 

 

DER NETTE ONKEL VON NEBENAN


die leichen im keller

in beton gesichert - wo ihnen nichts mehr passieren kann

der schaden am dach

ist ausgebessert – alle tassen stehen im schrank

im teppich die beulen

haben nichts zu bedeuten - das ist keine nachtigall, die man da hört

die weißen westen

sind frisch gestrichen – das ist nur farbe und kein blut!

  • ich weiß es auch,

  • man sieht es mir nicht an

  • das alte haus

  • der nette onkel von nebenan

 

kein hund ist begraben

nur gras im garten – der spaten steht nur zufälllig da

es gibt nichts zu verstecken

der dreck am stecken – ist biologisch abbaubar

hinter diesen fenstern

leben keine gespenster – das sind nur die gardinen

mit meinen blicken

kann man nicht mal kleine kinder erschrecken – könnten diese augen lügen?

  • kommen sie ruhig rein

  • haben sie keine angst

  • nur wir zwei

  • und der nette onkel von nebenan

 

  • Ich hoffe, ein leises grauen

  • fliegt euch an?
  • hinter der ehrlichen haut
  • der nette onkel von nebenan

 

 

 

 

WANN KOMMT DER BUS


es ist ja nicht so

dass ich schlechte laune am morgen vermisste

und dass mir haare im abfluss oder auf den zähnen fehlen

aber wem

erzähl ich jetzt meine alten geschichten?

und wann kommt der bus

mit den leuten, die das interessiert?

 

es macht mir nichts aus

wenn das badezimmer immer frei ist

und dass meine kleinen schlechten gewohnheiten keinen stören

aber wer hält mich auf,

wenn ich es mal wieder übertreibe

und wann kommt der bus

und bringt mich hinter dir her?

 

wann kommt der bus? (2x)

und wie lange steh ich schon hier?

wann kommt der bus? ( 2x)

den ich nehmen muss…

 

es ist nicht immer leicht

den weg im dunklen zu finden

und deine gut gemeinten beschreibungen zu interpretieren

aber es scheint

dass die öffentliche nahverkehrsanbindung

bei solchen wie uns

nicht so ganz reibungslos funktioniert…

 

 

 

 

DRAUSSEN VOR DER TÜR

 

draußen vor der tür

geht alles weiter wie bisher

und tut so, als ob nichts gewesen wär

dreht sich im kreisverkehr

ganz genau wie du mit ihr

und immer freitags kommt die müllabfuhr

 

  • sie hat gesagt - geh doch mal raus

  • denn da draußen vor der tür

  • sieht alles gleich - ganz anders aus

  • mach's dir doch nicht so kompliziert (und nimm den müll mit, wenn du gehst..)

 

draußen vor der tür

kommen die sirenen näher

- das ist kein zeichen, sondern nur die feuerwehr

du bist kein notfall und selbst wenn

jetzt deine augen brennen

wollen die ganz sicher nicht zu dir

  • sie hat gesagt - geh aus dir raus

  • aber draußen vor der tür

  • lösch gleich den brand, wenn du schon rauchst

  • und ruf wen an zum um die häuser ziehen (aber nimm vorher bitte deine medizin…)

 

  • und du bleibst stehen - füße im bauch

  • draußen vor der tür

  • denkst was die kann, kann ich auch

  • wer als erster einen besen frisst, verliert… (und muss dann auch noch den hausflur kehren…)

 

 

 

 REGEN IM ANZUG

 

das alles muss raus vor die tür

erinnerung gestapelt am straßenrand

ruf jetzt an bei der müllabfuhr,

dass die so langsam kommen kann

der große kehraus - entschluss

und alles zurück auf neuanfang

hinter dir fällt die tür ins schloss

und die schlüssel hängen noch drinnen am küchenschrank…

  • leicht ratlos stehst du jetzt hier

  • ohne schirm oder handschuh

  • und kannst es in jeder faser spüren

  • es ist regen im anzug…

 

du startest einen weiteren versuch

und erfindest dich selber täglich neu

mit blankgeputzten schuhen

trittst du dir selber vor's schienbein

und beim bewerbungsgespräch

hypernervös und plötzlich stumm

hast du kalte füße gekriegt

und stehst damit jetzt in der gegend rum…

  • frisch rasiert und sauber gekämmt

  • und mit einer träne im knopfloch

  • dein kragen zieht sich immer enger zusammen

  • im regen im anzug…

 

du brauchst dein horoskop gar nicht erst zu lesen

(die zeitung hat zu lange im feuchten gelegen)

du brauchst eh keinen rat- oder andere schläge

  • und niemand, der dir das wetter vorhersagt

  • das schaffst du selber noch ganz gut

  • ein kratzen im hals, ein stechen im herz

  • und du weißt: es ist regen im anzug…