BIS DER SOMMER KOMMT
grün ist die hoffnung, gelb der neid
und lila der letzte versuch
- jetzt geht das wieder alles von vorne los
unser leichtsinn blüht so bunt und schmutzig
wie unsere fantasie
- wir pflücken einen schönen strauß neurosen
und aufgeregt wie beim ersten Mal stolpern wir wieder blind
in den vierten frühling
tun ahnungslos und halten durch, haben wir uns vorgenommen
unbesonnen – bis der sommer kommt
der humor so schwarz wie die schläfen weiß
und grau ist alle theorie
- wir wollen es jetzt noch einmal wissen
denn man weiß erst wirklich was man tut
wenn man es immer wieder probiert
- wir haben uns ins thema und in uns verbissen
wir wissen was uns blüht, erst rosen dann veilchen
dann mimosen und vergissmeinnicht
wir wachsen daran und über uns hinaus, nur um zu beweisen
dieses unkraut vergeht noch lange nicht
zumindest nicht
bis der Sommer kommt
…und auch wir dann irgendwann…
AUFHÖREN FÜR ANFÄNGER
der sommer hat die stadt schon verlassen
und deine stimmung gleich mitgenommen
die erinnerungen fangen schon an zu verblassen
wie die pflanzen auf deinem balkon
und die alten zeitungen im blumenkasten
die klappstühle und die lampions
und die gemischten gefühle
in den farben der letzten saison
herzlich willkommen zum aufhören für anfänger
wir fangen ganz langsam an: aufhören für anfänger
nicht nur der mut hat dich dann verlassen
direkt vor dem bootsverleih
und mit nur einem ruder auf dem wasser
dreht man sich meist nur im kreis
wenn du daran fest hälst loszulassen
wird es vielleicht viel leichter sein
wieder am ufer festzumachen
im warmen lichterkettenschein
das kleine einmaleins beim aufhören für anfänger
du kommst nicht dran vorbei – aufhören für anfänger
und mit den kleinen schlechten angewohnheiten
und den großen nagenden sorgen
solltest du es wie bei der mülltrennung halten
und auch nicht alles auf einmal entsorgen
das sind die lektionen vom aufhören für anfänger
ganz langsam dran gewöhnen: aufhören für anfänger
DIE NACKTE WAHRHEIT UND DU
du weißt auch nicht mehr, was mit dir los war
aber du wolltest es ja unbedingt wissen
das volle programm, bis auf die knochen entblößt
in verwaschener frottee- unterwäsche
so stehst du ihr jetzt gegenüber
du hast es ja nicht anders gewollt
ohne handtuch im wechselbad der gefühle
ist es zu spät, um noch was zu bereuen
so nackt und rückhaltlos offen
ungeschminkt und ohne socken
hast du langsam doch kalte füße gekriegt
und so direkt ausgesprochen
und beim wort genommen
ist auch nicht immer alles unbedingt schön
- die nackte wahrheit und du solltet lieber was überziehen
bevor ihr noch einen schnupfen kriegt…
nur mal vorfühlen hat dir nicht gereicht
du wolltest ihr auch tief ins auge blicken
und hast es so darauf angelegt
wirklich alles heraus zu kitzeln
aber jetzt bist du dir nicht mehr so sicher
ob du die volle dosis verträgst
und ob deine version der geschichte
wirklich tageslicht-tauglich ist
MEIN MITBEWOHNER
mein mitbewohner ist immer schon da
wenn ich zu mir komm
er sitzt nur so da ohne jeden kommentar
wir sehen uns nur leise an
als stiller beobachter auf dem sofa
hat er das große ganze im blick
und wie bei felix und oskar bleibt immer unklar
wer dann den müll runterbringt
…und was hier so zum himmel stinkt
und wer von uns beiden in der dusche
immer so falsch singt…
mein mitbewohner wird immer komischer
und breitet sich langsam aus
wie in der küche der notstand, der schimmel im brotschrank
und wer füllt den kühlschrank auf?
überall seine poster, cobain und guevara
hat er mit nach haus gebracht
und mit „Girlfriend in a Coma“ ist immer schon klar
wer dann den ganzen abwasch macht…
und wer wieder mal die nacht zum tag
und wer bringt zuerst wen um
verstand und schlaf?
mein mitbewohner ist immer schon da
wenn ich im bad in den spiegel seh
vielleicht etwas unscharf, aber scheinbar unteilbar
wenn ich neben mir steh…
KIPPEN
irgendwas braut sich zusammen
am samstag hinter dir im supermarkt
leichte unruhen in der schlange
am defekten pfandautomaten
es scheint die ganze wochenendplanung
ist hier für einige in gefahr - zu kippen…
am fenster direkt gegenüber
übt ein pärchen sich im rauch vereint
zwei funken im dunkeln und darüber
der mond, der unbeeindruckt scheint
er spielt umsonst den verführer,
denn das einzige, was sie noch teilen… - sind die kippen
der film bleibt stehen und brennt sich fest
in diesen augenblicken
ein kurzes flimmern, - ein blasser schimmer
und das bild – beginnt zu kippen
irgendwo vor der nachtapotheke
steht ein trafokasten und dient als tisch
und die plakatwand als tapete
und das schaufenster daneben spendet licht
und wenn man sich richtig festhält an diesem tresen
dann kann man wirklich nicht – so einfach kippen
DREIEINHALB MINUTEN
nur noch diesen letzten tanz
die platte fängt zu kratzen an
und irgendwann gehen selbst die bunten lichter aus
hier auf dem hinterhof
und die anderen sind schon vor
nur wir beide wollen noch nicht nach haus…
denn dreieinhalb minuten können die welt bedeuten
und für die länge eines lieds
den moment anhalten, das hier muss uns reichen
diese dreieinhalb minuten, sind das einzige was zählt
das haben wir jetzt davon
nur wir und dieser song
ganz unter uns, während wir uns um uns selber drehen
so wie die welt um uns
plötzlich zusammenschrumpft
und näher kommt und uns auf den zehen steht…
denn dreieinhalb minuten können die welt bedeuten
und für die länge eines lieds
uns dabei helfen, uns zu zeigen
dass es da draußen noch tausende wie uns gibt
- in Iserlohn, in Istanbul und Tel Aviv
in Pirmasens, in Port au Prince und in Paris
sogar in Bonn, in Bielefeld und in Benin
auch in New York, in Novi Sad und Neuruppin…
UNTEN AM FLUSS
die pärchen am ufer füttern die enten
wo die pfandsammler nebenan die müllkörbe scannen
und besorgte mütter sandkisten durchkämmen
- es scheint frühling zu werden
unten am fluss - nur nicht für uns…
und die alten auf der bank vertrinken die renten
und schimpfen dabei auf die austauschstudenten
die noch mal die bratwurst auf dem grillrost wenden
- der winter will enden
unten am fluss – nur nicht für uns…
und so wie die stützeempfänger, die den ganzen tag angeln
und statt fischen wieder nur fahrräder fangen
auf denen man dann nicht mal wegfahren kann
- fängt alles von vorn an
unten am fluss, wo wir uns
jedes mal wenn wir uns sehen
so wie treibgut umeinander drehen
nur um unseren spiegelbildern dabei zuzusehen,
wie sie sich verwirren,
um dann wie öllachen ineinander zu fließen
und kleben zu bleiben scheinen an unseren füßen
es scheint was in der luft zu liegen
- und bevor wir uns aus dem blick verlieren…
ich bin unten am fluss
nur falls du mich suchst….
IN VOLLEN ZÜGEN
wir sind jetzt alle zusammen hier drin
und müssen alle zusammen da durch
während der knisternde lautsprecher durchhalteparolen in schlechtem englisch ruft…
und sich müde gesichter unter blassen lichtern
so wie die eindrücke aufdrängen
und in spiegelnden scheiben ihre mühe haben
sich selbst wieder zu erkennen…
und wir sind ja alle für liebe und frieden
aber unter umständen wie diesen
ist es eher schwierig, sich wirklich zu mögen – in vollen zügen
- und wir mittendrin…
und auch die landschaft , die jetzt draußen vorm fenster vorbeizieht
ergibt irgendwie keinen sinn
doppelhaushälften und hochspannungsleitungen
und windräder – stehen still
über industriebrachen wie filmfassaden
die ungewollte einblicke bieten
waschbetonplatten und kleingartenrasen
wie westernkulissen von hinten….
und mit fremden menschen auf unseren füßen
ist es eher schwer, die aussicht zu genießen
oder atem zu holen und luft zu kriegen – in vollen zügen
und wir mittendrin…
andererseits kann es auch vorteile haben
wenn man anstehen muss vor dem WC
plötzlich macht es klick und auf den ersten blick
ist man ein bisschen verliebt…
wir könnten fast das perfekte paar abgeben
irgendwo in einem anderen leben
aber hier fällt es eher schwer sich ganz hinzugeben – in vollen zügen
und wir mittendrin…
HÖLLE MIT HALBPENSION
du warst nicht nach dir auf der suche
du wolltest einfach nur mal von hier fort
und findest dich jetzt plötzlich wieder
zur falschen zeit am falschen ort
mit 50 rentnern in einem bus
und „20 Nackte Frisösen“
allein unter pärchen auf hochzeitsmessen
und erotikbörsen
die welt war wieder mal schneller
und hat dich eingeholt
hölle hölle hölle
… mit halbpension
du wolltest dich nicht gehen lassen
du wolltest einfach nur mal aus dir raus
und bist dabei zu weit gegangen
und findest jetzt nicht mehr nach haus
eine pille, drei tage wach
montagmorgen halb zehn
allein unter menschen, die wie krokotaschen
und geplatzte bratwürste aussehen…
der alltag schickt dir ansichtskarten
an deine lieblingsillusion
hölle hölle hölle
… mit halbpension
du wolltest gar kein geld zurück
du kamst nur, um dich zu beschweren
erst ist man falsch verbunden
und bekommt dann unverbindliches zu hören…
und hängt weiter in der warteschleife am servicetelefon
im ganz privaten kochtopf der telekommunikation
hölle hölle hölle
… mit halbpension
WENN MAN MERKT DASS NOCH WAS WEH TUT
ich bin noch neu in diesem körper
das ist mein erstes leben hier
noch etwas scheu und täglich verwirrter
fällt es mir schwer, es leicht zu nehmen
den hunger satt, des schlafens müde
krieg ich vom kopf ein bein gestellt
stolper in den tag und geb mir mühe
dass er immer auf die füße fällt
er und ich sind jetzt per du
wir verstehen uns langsam blind
und wenn man merkt, dass noch was weh tut
zeigt dass nur, dass wir noch am leben sind
und auch mein bauch will mir was sagen
ich würde gerne auf ihn hören
aber alles schlägt mir auf den magen
oder liegt mir in den ohren
die schwerkraft sitzt am längeren hebel
und bewegt sich dauernd mit mir fort
ich brech erst ein und dann die regeln
und versuchs sogar mit sport
ich werd ihr zeigen wo es langgeht
sie schlägt zurück und ich lang hin
und auch wenn man es mir nicht ansieht
einfach immer weiter trainieren
wenn man merkt, dass noch was wehtut
- heißt das nur, dass wir noch am leben sind
im bad frag ich mich jeden morgen
wer ist wohl dieser fremde mann
der mich rasiert und für mich gurgelt
wie ich im spiegel sehen kann
ich seh ihm zu beim älterwerden
er lässt mich dabei außen vor
ich nehm mir vor, ihn mitzunehmen
als lebendes objekt für jugend forscht!
und wie ein guter alter schuh
haben wir uns an uns gewöhnt
nur weil man merkt dass noch was weh tut
bringt man den jetzt auch nicht mehr zurück…
WAS ES NOCH ZU SAGEN GÄBE
es wird nacht in der stadt
die lichter gehen an
und unser blick geht aus-
dem hinterhoffenster
zur wand gegenüber
direkt am nachbarhaus
streicht über leere
fensterläden
und malt sie sich selber aus
macht schattenspiele
zu kurzgeschichten
und alle katzen grau
und was es noch zu sagen gäbe
wäre einfach und ziemlich schlicht
wir hoffen trotzdem wir ergeben
- eine art von geschichte
es ist nacht in der stadt
die wird langsam wach
und legt ihr makeup auf
denn müde fassaden
sehen im kohlenfadenlicht
einfach besser aus
und wir gehen raus auf die strassen
und die strassenbahnen
spucken leute wie kaugummis aus
und unser blick klebt fest am
zum bordsteinrand
und sammelt alles was er findet auf
und was es noch zu sagen gäbe
wäre einfach und ziemlich schlicht
jeder hofft irgendwie sein leben
ergibt eine art von geschichte
noch ist nacht in der stadt
aber nicht mehr lang
die sonne geht bald wieder auf
die einen gehen dann
ins bett irgendwann
und die anderen stehen wieder auf…
IN EINER STADT WIE DIESER
hamburg hatte immerhin hans albers
und nur new jersey hat den boss
selbst freiburg hat ein eigenes lied bekommen
und sogar delmenhorst
über erlangen gab's wissenswertes
und über bullerbü und babylon
was in berlin und wien gut oder verkehrt ist,
erfährt man aus vielen verschiedenen songs
aber in einer stadt wie dieser
fällt einem vieles nicht auf oder ein
und manches macht man sich dann lieber
selber, zum beispiel einen eindruck oder einen reim
darauf...
denn man will diese stadt ja wirklich lieben,
aber sie macht es einem nicht gerade leicht
und wer will schon wirklich ein lied hören,
das darmstadt, schweinfurth oder braunschweig heißt...
IMMER NOCH HIER
traurige lieder, alte geschichten und bestimmte Getränke
soll man lieber nicht mischen
- die Kopfschmerzen kommen immer erst hinterher
schlechtes gewissen und kopfschmerztabeltten
und hastig wieder gemachte betten
- helfen am nächsten morgen dann auch nicht mehr
und du bist immer noch hier.....
heiße schwüre und jugendgedichte
kalter kaffee und andere gerichte
- sollte man lieber nicht wieder aufwärmen
verlegenheit macht zwar liebe aber
katerfrühstück und katzenjammer
- sind dann wie immer vorprogrammiert
aber wir sind - immer noch hier...
und wir sehen den trägen gedanken hinterher
die in der luft hängen als ob das nichts wär
über kaffeetassen als aschenbecher
und plänen auf eis mit eierlikör
und du weisst ich hab dein pyjama t shirt....
-immer noch hier...
FRÜHER ODER SPÄTER
die großen pläne stehen leer
verstaubt und kalt
der letzte schrei ist hier schon längst verhallt
und bald sind alle züge abgefahren
banken sind jetzt burgerbars
schnellimbiss, es ist noch nicht ganz klar
was am ende schlimmer ist
der gleiche beschiss, nur mit überwachungskamera
und man verpasst nichts, wenn man jetzt spult
früher oder später wird dieser teil wiederholt
früher oder später ist kurz danach davor
die meiste wut ist jetzt verraucht
und abgeblasen
das schiff nicht eingelaufen in diesem hafen
und keine fahne zeigt, woher der wind weht
es sieht fast wie früher aus
nur ganz leicht überholt
die dinge nehmen ihren lauf ohne zwischenstation
auch wenn man selbst schon längst nur noch bahnhof versteht
und alles macht nichts, nimmt man sich vor
wenn man nur lang genug wartet ist kurz danach davor
früher oder später ist immer gerade irgendwo
früher oder später und immer noch die gleiche uhr...
BAHNHOFSBUCHHANDLUNGSBLUES
zwischen den zeilen, auf dem papier
der magazine, die wir studieren
um zu probieren die unruhe und die zeit zu vertreiben...
huschen die augen so hin und her
auf halbem wege, genau wie wir
zwischen gang 1-4 mit der aufschrift "Technik", "Erotik" "Sport" und "Glaube"
-wir wollten doch nur nach hause...
die gepäckteile ziehen wir hinter uns her
so wie die angst, sie zu verlieren
die dinge die uns beschweren, helfen uns, auf dem boden zu bleiben
und den blick zu behalten auf pläne und uhren
im tritt zu bleiben und in der spur
um nicht verloren zu gehen, zwischen den gleisen
- immer auf der Durchreise....
SOLANGE MAN NOCH STEHT
ich kann mich irren, aber ich könnte schwören
dieser raum hat getrunken
dauernd in bewegung tanzt er um mich herum
und will mit mir schunkeln
und die übermüdung will plötzlich verbrüderung
mit mir feiern
nur die stimme von innen und mein gleichgewichtssinn
tanzen aus der reihe…
-
nüchtern betrachtet, bleibt festzuhalten
-
dass sich alles umdreht
-
die weiche landung ist nur eine frage des standpunkts
-
man ist nicht k.o. sondern o.k.… - solange man noch steht
ich hab das gefühl, wenn der eindruck nicht trügt,
die welt will sich weigern
mir zu füßen zu liegen und als grund zu dienen
für mein schwanken im zweifel
sie hält einfach nicht still und alles was ich will
ist etwas festzuhalten
selbst der mond und sein licht werden langsam aufdringlich
und wollen mir was zeigen…
-
sich selbst erklären, ein ganzes leben
-
zwischen iPOD und Ich AG
-
wir nennen es quitt, und der ganze trick
-
ist einfach sich zu ergeben… solange man noch steht
sich leicht angeschlagen, auf den füßen halten
solange wie es geht
und in dieser lage ist die frage
nach wirkung und ursache ein luxusproblem- solang man noch steht
… nicht k.o. sondern o.k.….- solange man noch steht
UNENTSCHIEDEN NACH VERLÄNGERUNG
zu jung - für die rente
und - die lebensversicherung
kommen wir um - dabei zu sein…
zu alt - fürs geschäft
zu spät am ball
und nicht schnell genug beim fallen - und beim verteilen… (nur nicht zu früh ausscheiden…)
wir sehen es sportlich
nehmen es nicht zu persönlich
untröstlich aber versöhnlich – nur nicht zu wichtig nehmen…
nur nicht entscheiden
zweikämpfe vermeiden
wir sehen beide seiten von zwei seiten… (nur nicht im abseits stehen)
(und jetzt sind wir wieder hier…)
-
wir sind so unentschieden - nach verlängerung (2x)
-
so wie warten auf elfmeterschießen und eine entscheidung…
verwirrt - umfassend informiert
falsch aufgestellt - übertrainiert
- stille reserve auf der bank
in formation - die hoffnung der nation
die goldene generation
- die niemand braucht…
chorus
…und jetzt sind wir wieder hier
das spiel ist aus - das ende vom lied
heißt:
unentschieden nach verlängerung
warten auf elfmeterschießen
und eine entscheidung… (an der seitenlinie, immer auf dem sprung…)
DER NETTE ONKEL VON NEBENAN
die leichen im keller
in beton gesichert - wo ihnen nichts mehr passieren kann
der schaden am dach
ist ausgebessert – alle tassen stehen im schrank
im teppich die beulen
haben nichts zu bedeuten - das ist keine nachtigall, die man da hört
die weißen westen
sind frisch gestrichen – das ist nur farbe und kein blut!
-
ich weiß es auch,
-
man sieht es mir nicht an
-
das alte haus
-
der nette onkel von nebenan
kein hund ist begraben
nur gras im garten – der spaten steht nur zufälllig da
es gibt nichts zu verstecken
der dreck am stecken – ist biologisch abbaubar
hinter diesen fenstern
leben keine gespenster – das sind nur die gardinen
mit meinen blicken
kann man nicht mal kleine kinder erschrecken – könnten diese augen lügen?
-
kommen sie ruhig rein
-
haben sie keine angst
-
nur wir zwei
-
und der nette onkel von nebenan
-
Ich hoffe, ein leises grauen
- fliegt euch an?
- hinter der ehrlichen haut
- der nette onkel von nebenan
WANN KOMMT DER BUS
es ist ja nicht so
dass ich schlechte laune am morgen vermisste
und dass mir haare im abfluss oder auf den zähnen fehlen
aber wem
erzähl ich jetzt meine alten geschichten?
und wann kommt der bus
mit den leuten, die das interessiert?
es macht mir nichts aus
wenn das badezimmer immer frei ist
und dass meine kleinen schlechten gewohnheiten keinen stören
aber wer hält mich auf,
wenn ich es mal wieder übertreibe
und wann kommt der bus
und bringt mich hinter dir her?
wann kommt der bus? (2x)
und wie lange steh ich schon hier?
wann kommt der bus? ( 2x)
den ich nehmen muss…
es ist nicht immer leicht
den weg im dunklen zu finden
und deine gut gemeinten beschreibungen zu interpretieren
aber es scheint
dass die öffentliche nahverkehrsanbindung
bei solchen wie uns
nicht so ganz reibungslos funktioniert…
DRAUSSEN VOR DER TÜR
draußen vor der tür
geht alles weiter wie bisher
– und tut so, als ob nichts gewesen wär
dreht sich im kreisverkehr
ganz genau wie du mit ihr
– und immer freitags kommt die müllabfuhr
-
sie hat gesagt - geh doch mal raus
-
denn da draußen vor der tür
-
sieht alles gleich - ganz anders aus
-
mach's dir doch nicht so kompliziert (und nimm den müll mit, wenn du gehst..)
draußen vor der tür
kommen die sirenen näher
- das ist kein zeichen, sondern nur die feuerwehr
du bist kein notfall und selbst wenn
jetzt deine augen brennen
– wollen die ganz sicher nicht zu dir
-
sie hat gesagt - geh aus dir raus
-
aber draußen vor der tür
-
lösch gleich den brand, wenn du schon rauchst
-
und ruf wen an zum um die häuser ziehen (aber nimm vorher bitte deine medizin…)
-
und du bleibst stehen - füße im bauch
-
draußen vor der tür
-
denkst was die kann, kann ich auch
-
wer als erster einen besen frisst, verliert… (und muss dann auch noch den hausflur kehren…)
REGEN IM ANZUG
das alles muss raus vor die tür
erinnerung gestapelt am straßenrand
ruf jetzt an bei der müllabfuhr,
dass die so langsam kommen kann
der große kehraus - entschluss
und alles zurück auf neuanfang
hinter dir fällt die tür ins schloss
und die schlüssel hängen noch drinnen am küchenschrank…
-
leicht ratlos stehst du jetzt hier
-
ohne schirm oder handschuh
-
und kannst es in jeder faser spüren
-
es ist regen im anzug…
du startest einen weiteren versuch
und erfindest dich selber täglich neu
mit blankgeputzten schuhen
trittst du dir selber vor's schienbein
und beim bewerbungsgespräch
hypernervös und plötzlich stumm
hast du kalte füße gekriegt
und stehst damit jetzt in der gegend rum…
-
frisch rasiert und sauber gekämmt
-
und mit einer träne im knopfloch
-
dein kragen zieht sich immer enger zusammen
-
im regen im anzug…
du brauchst dein horoskop gar nicht erst zu lesen
(die zeitung hat zu lange im feuchten gelegen)
du brauchst eh keinen rat- oder andere schläge
-
und niemand, der dir das wetter vorhersagt
-
das schaffst du selber noch ganz gut
-
ein kratzen im hals, ein stechen im herz
-
und du weißt: es ist regen im anzug…